Der Rasen und die Auswirkungen auf die Umwelt

Erste ausgedehnte Grasflächen entstanden auf dieser Erde vor rund 15 Millionen Jahren. Als die Menschen sesshaft wurden, nutzen sie vorzugsweise übersichtliche und fruchtbare Grassavannen für Siedlungen und Ackerbau. Diese Liebe zum Gras hat sich der Mensch bis heute bewahrt. Die Savanne hat sich in Form von Rasenflächen in den immer größer werdenden Siedlungen der Menschen erhalten.

Was ein Rasen genau ist

Der Duden definiert den Rasen als

„dicht mit angesätem und kurz gehaltenem Gras bewachsene Fläche (besonders in Gärten, Parks, Sportanlagen)“.

Rasen wie wir ihn heute kennen, wurde schon immer zu einem bestimmten Zweck angelegt. Er dient als Freude für das Auge, Gestaltungselement in aufwändigen Gartenanlagen, Freifläche für die menschliche Nutzung in Parks und dem heimischen Garten oder er ist ein Sport- und Spielfeld.

Die Golfer lieben ihren perfekt getrimmten Rasen ebenso wie Fußballer oder Reiter. Kinder spielen und tollen liebend gerne auf dem dichten Grün herum und gestresste Großstadtmenschen gönnen sich mittags eine Auszeit im Park um die Ecke.

Der Anblick von großzügigen Grünflächen entspannt das Auge. Grün wird von vielen Menschen als harmonisch und ausgleichend empfunden. Forscher fanden heraus, dass alleine der Blick auf eine weite Rasenfläche den Stresspegel eines Menschen deutlich reduzieren kann.

Ein weiteres offizielles Definitionsmerkmal von Rasen ist, dass er nicht landwirtschaftlich genutzt wird. Er steht ausschließlich dem Freizeitvergnügen oder dem Schönheitsempfinden der Menschen zur Verfügung. Künstlich angelegte Grasflächen bezeichnet man als „anthropogene“ Kulturlandschaft. Dazu zählen alle Landschaftsformen, die durch die Nutzung und den Einfluss des Menschen entstanden sind.

Kritik an Rasen

Übereifrige Umweltschützer sehen in leuchtend grünen Rasenflächen eine künstlich angelegtes Werk der Menschen ohne jeden ökologischen Nutzen.

Kritisiert werden die Monokultur der Gräser sowie das Entfernen von Wildkräutern. Durch den regelmäßigen Rückschnitt auf wenige Zentimeter Länge können die Gräser nicht zur Blüte kommen. Angeblich wäre der ökologische Nutzen eines Rasens dadurch gleich null. Doch diese Menschen irren sich. Selbst einseitig bepflanzte und ständig gekürzte Grünflächen fungieren als grüne Lunge in städtischen Regionen und können noch wesentlich mehr!

Diese Kritiken vergessen noch einen weiteren wichtigen Aspekt. An vielen Stellen, an denen heute Rasen wächst, würden sich alternativ versiegelte Kunstflächen wie Beton, Pflaster oder Asphalt befinden. Für Spiel und Sport eignen sich von Wildblumen bewachsene Wiesenflächen ebenfalls kaum. Blühende Wildkräuter sind schön, dennoch passen sorglos spielende Kinder und nektarsammelnde Honigbienen nicht so recht zusammen.

 


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Rasen ist gut für die Umwelt und die Menschen

Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass selbst ein perfekt getrimmter englischer Rasen ein perfekt funktionierendes Ökosystem ist. Selbst im kürzesten Gras und unter der Erdoberfläche leben winzige Insekten und Millionen von Mikroorganismen. Grasflächen lassen den Boden atmen und tragen wesentlich zu einem angenehmen Klima bei.

Rasen als wertvoller Sauerstoffproduzent

Selbst ständig gekürzte Gräser betreiben unaufhörlich Fotosynthese. Sie nehmen unsere verbrauchte Atemluft auf und wandeln Kohlenstoffdioxid in wertvollen Sauerstoff. Nur 250 qm Rasenfläche reichen aus, um vier Menschen einen ganzen Tag lang mit Sauerstoff zu versorgen. Innerhalb von Städten stellen Rasenflächen und Parkanlagen eine wichtige ökologische Klimazone dar.

Rasen kann zum Temperaturausgleich beitragen

Rasenflächen können sehr viel Feuchtigkeit speichern in erheblichem Ausmaß. Ein Teil dieser Feuchtigkeit, die sich am Morgen durch Tau an den Gräsern niederschlägt, wird bei hohen Temperaturen wieder abgegeben. Als Grünflächen zwischen Häusersiedlungen oder große Parkanlagen in Städten trägt Rasen zur Abkühlung und Befeuchtung der Luft bei.

Rasen nimmt große Wassermengen auf und schützt vor Erosion

Nach baulichen Maßnahmen ist die Anpflanzung eines Rasens der schnellste und beste Schutz vor Bodenerosion.
An Abhängen und steilen Flächen kann eine geschlossene Grasnarbe das Rutschen des Erdreiches verhindern. Eine Rasenfläche nimmt zudem jede Menge Wasser auf. Wären die ausgedehnten Grünflächen in Gärten, Parks und Sportflächen nicht vorhanden, würde bei Starkregen wesentlich mehr Wasser auf die Straßen und in die Kanalisation geraten.

Rasen filtert die Luft

Neben unserer verbrauchten Atemluft nehmen Gräser Luftschadstoffe wie Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Feinstaub und Schmutz auf. Klimaforscher haben herausgefunden, dass weltweite Rasenflächen circa 12 Millionen Tonnen Staub aus der Atmosphäre filtern. Rasen ist somit ein wichtiger Umweltfaktor und alles andere als tote oder künstliche Natur.

Rasen bietet Sicherheit bei Sport und Spiel

Der Profisport hat es erwiesen. Studien zeigten, dass auf natürlichen Grünflächen wesentlich weniger schwere Unfälle passieren als auf anderen Bodenbelägen. Rasen ist durch seine komplexe und natürliche Struktur in der Lage Stöße und Schläge optimal zu puffern. Dieser Test spricht für sich: wenn aus einer Höhe von etwa 3 Metern rohe Eier auf eine Rasenfläche mit 5 cm Grashöhe herabgeworfen werden, zerbrechen sie nicht. Auf allen anderen Sport- und Spielplatzbelägen sind die Eier mit dem Aufprall sofort futsch. Rasen bleibt somit der beliebteste Belag für Sportflächen und ist besser für die Umwelt als Kunststoff.

Rasen kann als Brandschutz dienen

Tatsächlich können größere Parkanlagen Brände innerhalb von Städten bremsen. Dieses Thema scheint heute zwar nicht mehr ganz aktuell, sollte aber trotzdem nicht völlig außer Acht gelassen werden. In früheren Jahrhunderten brannte es durch die offenen Feuer zur Beheizung und Beleuchtung wesentlich häufiger. So manche altehrwürdige Parkanlage mitsamt ausgedehnten Rasenflächen konnte die Ausbreitung von Feuern bereits erfolgreich eindämmen.

Rasen macht Menschen seit Jahrhunderten glücklich und er ist bei weitem nicht die einzige künstlich geschaffene Landschaftsform. Selbst unsere heutigen Wälder sind in großen Teilen vom Menschen geformt und beeinflusst. Trotzdem sind alle diese Landschaftsformen wertvolle Ökosysteme. Renaturierungen und Wildblumen-Oasen haben ihre Berechtigung dort, wo sie passen. Der Mensch braucht ebenso seine Öko-Refugien und dazu gehört auch der allseits beliebte Rasen!

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